Freitag, 19. Juni 2009

Wo sind all die Indianer hin?

Seit einiger Zeit habe ich die alten Musikkassetten wieder ausgegraben und bin dabei auf ein Lied der Gruppe "PUR" (Deutschrock aus meiner Gegend) gestoßen, das ich früher sehr gerne angehört habe. Den Text dazu findet man hier.
Bei diesem Lied handelt es sich allerdings nicht, wie ich damals dachte, um die Indianer Nordamerikas, sondern um Indianerspiele die man als Kind gemacht hat (aber auch kenne ich ein Lied ^^).
An diese Spiele erinnere ich mich auch noch - wer hat früher nicht Cowboys und Indianer gespielt? Wir hatten sogar ein Tipi gebastelt, bei dem ich leider nicht mehr weiß wo es jetzt hin ist. Das war in Zeiten, bevor man mit Pokemon und YuGiO gespielt hat, den ganzen Tag dümmliche amerikanische Fernsehserien ansah oder derartige Spiele wegen den blutigen Aktionen gewissen Spinnern im Risiko standen verboten zu werden.

Ja, aber wo sind all die Indianer nun eigentlich hin?

Das Schicksal der amerikanischen Ureinwohner hat mich schon damals sehr mitgenommen und spricht leider Bände für das, was seit Jahrhunderten diese Welt durcheinander gebracht hat: Arrogante "zivilisierte" Europäer, die rücksichtslos aus Machtgier in andere Regionen ausrücken, die anderen, oftmals naturverbundenen, Völkern gehören - welche von ihnen nicht selten nur als nervigen Dreck angesehen werden. Und im Fall Amerikas spielte das oft damit zusammenhängende Christentum noch nicht mal eine so gewichtige Rolle.
Wobei man auch nicht vergessen sollte, dass das auch in Europa selbst passiert ist. Verglichen mit dem Schicksal der "Indianer" ist das unserer germanischen Vorfahren in mancher Hinsicht schlimmer, im Großen und Ganzen aber doch mäßiger gewesen, am schlimmsten hat es aber die Pruzzen getroffen von denen quasi nichts mehr übrig blieb.

Die Indianer Nordamerikas existieren aber noch und haben zwei Jahrhunderte Ausbeutung, Unterdrückung, Landraub und Völkermord überstanden. Heute sind sie in der weiten Welt ziemlich berühmt, von vielen auch nach wie vor bewundert und bemitleidet. Ich überlege mir manchmal, wie viel wir eigentlich noch von ihnen lernen können. Bei diesen Völkern ist all das noch vorhanden, was in unserer europäischen Gesellschaft heute so sehr fehlt. Sie haben ein gesundes Verhältnis zu ihrer Umwelt, sind naturreligiös, vertreten noch Werte wie Treue, Stolz, Ehrlichkeit und Respekt und stehen fest in ihren Traditionen verwurzelt, die all dies erhalten.

Wenn ich heute vor die Türe gehe (in meiner Nachbarschaft gibt es viele kinderreiche Familien, eine Generation tiefer sind es sogar mehr als zu meiner eigenen Zeit) und sehe die Kleinen noch Indianer und Piraten spielen, was tatsächlich hin und wieder vorkommt, bin ich froh dass dieser Trend noch nicht ganz tot ist :) - schon alleine aus dem Grund, weil unsere Kinder dadurch immer noch Straße, Feld und Wald, sprich Umwelt, zu schätzen wissen und nicht zuletzt auch durch die Faszination der amerikanischen Ureinwohner einen geringen Kontakt zu naturverbundenen und zwar nicht technisch, aber moralisch hochzivilisierten Völkern und Weisheiten erhalten, auch wenn ich es noch toller fände, sie würden Kelten und Germanen spielen, was höchstens im Zusammenhang mit Asterix oder Wickie noch der Fall ist.