Freitag, 1. Mai 2009

Gedanken zum 1.Mai

Die letzte Nacht war wohl eine der bewegtesten, die ich in letzter Zeit hatte.
Meine Eltern hatten ja bereits das Gartentor ausgehängt, was mir so nicht passte, denn immerhin soll es ja in dieser traditionell von Streichen geprägten Nacht etwas Spaß für alle geben. In dem Fall also auch für mich.
Ich zog mir meine Kapuzen-Kutte über, nahm mein Schwert und eine Wasserpistole in die Hand und hängte das Gartentor wieder ein. Daraufhin versteckte ich mich dahinter und behielt zugleich auch die Nachbarstraßen im Blick. Ich wollte die ganze Nacht Wache halten und sämtliche Störenfriede in die Flucht schlagen.
Zugegeben, Chemie lernen wäre dabei ein guter Zeitvertreib gewesen, aber ich war nicht wirklich in der Stimmung dazu. Stattdessen versank ich in Gedanken. Was mich an der Mainacht (= das keltische Beltaine) immer sehr faszinierte, war, dass der Brauch des Törleaushängens und Streichespielens immer noch so aktuell ist und selbst noch bei der von mir eigentlich seelisch totgesagten Generation noch praktiziert wird - und zwar wirklich traditionell und nicht, wie die Totenspiele an Samhain aus den USA importiert.

Aber woher kommt dieser Brauch eigentlich?

Hier eine Überlegung von mir aus dieser Nacht:

Beltaine ist ja ein wichtiges Datum im heidnisch-keltischen Jahreskreis. Es markiert die Mitte des Jahreskalenders und vor allem den Wechsel vom Winter- zum Sommerhalbjahr. Da Naturgeister und andere Wesenheiten allgemein ja in Grauzonen und Grenzbereichen aktiv sind, also außerhalb der Dinge, in die die Menschen die Natur eingeteilt haben, und Beltaine markiert in dem Sinne eben die Grenze zwischen Sommer und Winter. Als Frühlingsdatum markiert es also die hohe Aktivität der lebensverkörpernden Elfen und Kobolde - so wie das herbstliche Samhain die der Toten und Dämonen.
Und nun denken wir uns ein (christliches?) abergläubiges Völkchen, das an diesem Datum das Auftauchen der Elfen und anderer Naturgeister erwartet, mit allen damit verbundenen Aktionen und Streichen. Und nun denken wir uns Kinder, die diesen Wesen nicht so unaufgeschlossen sind wie di Erwachsenen. Diese Kinder schleichen sich des Nachts aus dem Haus, ziehen um die Häuser und nutzen die Erwartungen auf Elfentätigkeiten aus, um selbst Streiche zu vollziehen, vielleicht um diese als Sündenböcke zu haben (sie werden ihnen wohl nicht böse sein)
oder vielleicht sogar, um, ähnlich wie Samhain, sich unter diese Wesen zu begeben, sie als Teil des Selbst zu begreifen und umgekehrt, um sie zu ehren oder um sich vor ihnen zu schützen. So könnte die Nacht auf den 1.Mai auch nach dem immer weiteren Verschwinden des Glaubens zur Nacht der Streiche geworden sein.

Naja, ich beschloss irgendwann, das Schwert ruhen zu lassen und mich doch noch mit dem letzten Bus auf zu meiner Lieblingsdisco zu machen. Den Besen nahm ich extra mit, um mir den Eintritt zu sparen - was sich als Trugschluss herausstellte, da anscheinend nur weibliche Hexen frei kommen durften und mir laut dem Türsteher noch "Titten und ne Muschi" fehlten. Das war es mir dann doch nicht wert, aber dank Rauchverbot kann man ja auch draußen seinen Spaß haben. Und der war gegeben ;)

Aber - moment mal. War da nicht von Elfen die Rede?
- Richtig! Da war ja noch was.

Als ich die Nacht über hinter dem Gartentor saß und mein Blick dabei auf unseren Kletterrosenbogen viel, entdeckte ich daneben etwas, wenn auch nur schemenhaft. Erst dachte ich an meine Katze, weswegen ich auch gleich deren Namen rief. Das Etwas reagierte aber nicht, nur war es auch keine andere Katze.
Es war ein Stück Holz; ein zerstörter, aber doch wieder austreibender Baum. Aber merkwürdigerweise waren die Konturen drumherum sehr schwer zu erkennen, da wäre zum Beispiel dieser helle Punkt, den ich zuerst als Auge vermutet hatte, aber nicht zuordnen konnte und der verschwand, wenn ich näher an diese merkwürdige Erscheinung kam.
Eine Weile starrte ich also von meiner üblichen Position auf diese Erscheinung, dieses Stück Holz, das diese Nacht (und keine andere davor!) aussah wie eine Katze...wie eine Ratte...dann wie eine Maus...und dann tatsächlich wie ein Gnom mit spitzen Ohren.

Vielleicht war es ja ein Gnom.
Vielleicht war es eine Fee, die sich mir in diesen Gestalten offenbart hat.
Vielleicht war es auch ein Streich, den mir meine Phantasie gespielt hat.

Möglich - Beltaine ist ja, wie ich erwähnte, die Nacht der Streiche ;) Aber eben auch die der Feen, der Magie und der seelischen Wonne.

Und letztere sollte ich diese Saison wohl ausreichend genießen!

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